Leitfaden für die Low-Code-Entwicklung
In einer Zeit, in der der Wettbewerb immer intensiver wird und sich die Märkte sowie die Anforderungen der Kunden rasant verändern, ist die digitale Transformation keine ferne Zukunftsvision mehr, sondern eine dringende Notwendigkeit für Unternehmen. Teams in Unternehmen suchen nach schnellen, effizienten und kostengünstigen Lösungen, um Innovationen voranzutreiben und Prozesse zu optimieren. In diesem Kontext spielt die Low-Code-Entwicklung eine entscheidende Rolle, denn sie bietet Unternehmen die Flexibilität, die sie benötigen, um schnell auf neue Situationen reagieren und skalieren zu können. Die Low-Code-Entwicklung verändert die Art und Weise, wie Technologie wahrgenommen und implementiert wird.
Was ist Low-Code?
Low-Code ist ein moderner Entwicklungsansatz, mit dem Anwender:innen Geschäftsanwendungen erstellen, Prozesse automatisieren sowie digitale Portale und Erlebnisse entwickeln können – mit visueller Unterstützung und intuitiven Drag-and-Drop-Tools. Da Low-Code-Plattformen einen Großteil dieses Prozesses im Backend automatisieren, ist nur minimaler Programmieraufwand erforderlich. Entwicklungsteams können dadurch Innovationen in Rekordzeit entwickeln und bereitstellen, wodurch sie die Grundlage für eine schnelle, kontinuierliche und kosteneffiziente Transformation schaffen.
Fünf Vorteile der Low-Code-Entwicklung
1
Schnellere Entwicklung
Dank visueller Modellierungstools, wiederverwendbarer Komponenten und Ein-Klick-Bereitstellungsfunktionen können Entwicklungsteams Prozesse automatisieren und ansprechende Anwendungen in deutlich kürzerer Zeit als bisher entwickeln und bereitstellen. In einer aktuellen Umfrage von IDC gaben 55 % der Befragten an, dass sie mithilfe von Low-Code-Plattformen komplexe Anwendungen schaffen konnten, deren Entwicklung ohne diese Hilfsmittel zu langsam, zu teuer oder zu kompliziert gewesen wäre.
2
Demokratisierung der Anwendungsentwicklung
Entwicklungsfachkräfte sind eine knappe Ressource. Aus einem kürzlich veröffentlichten Bericht von IDC Research ging hervor, dass 48 % der Unternehmen nicht über genügend Entwicklungsfachkräfte verfügen, um ihren Bedarf zu decken. Der Rückgriff auf Low-Code ermöglicht es Abteilungen außerhalb der IT, einen Teil der Entwicklungsarbeit für verschiedene Arten von Apps zu übernehmen. Das verringert die Abhängigkeit von Entwicklungsfachkräften und der IT-Abteilung insgesamt, sodass diese sich auf Aufgaben konzentrieren können, die wirklich nur sie selbst erledigen können.
3
Niedrigere Kosten
Schnellere Entwicklung, höhere Produktivität und ein geringerer Bedarf an Entwicklungsfachkräften – all diese grundlegenden Vorteile haben eines gemeinsam: Sie führen zu beachtlichen Kosteneinsparungen.
4
Skalierbarkeit ohne Einschränkungen
Cloudbasierte Low-Code-Plattformen bieten eine flexible Umgebung für die Entwicklung skalierbarer Anwendungen, die einfacher zu warten sind. Sie ermöglichen schnelle Änderungen, sodass die Teams kontinuierlich Aktualisierungen und Innovationen implementieren können, ohne auf feste Release-Intervalle beschränkt zu sein.
5
Multidisziplinäre Entwicklung
Die führenden Plattformen für die Low-Code-Entwicklung umfassen integrierte Tools für die Zusammenarbeit, mit denen technisch versierte Beschäftigte (Citizen Developer) oder Fachanwender:innen nahtlos mit Entwicklungsfachkräften zusammenarbeiten oder sie bei Bedarf einbeziehen können. Dank dieser sogenannten Fusion-Teams können die Problemlösung und Entwicklung erheblich beschleunigt, die Notwendigkeit von Nacharbeiten reduziert und letztendlich hochwertige Anwendungen geliefert werden.
Funktionen von Low-Code-Plattformen
Low-Code-Anwendungsplattformen (LCAP) bieten verschiedene Funktionen, die sowohl professionelle Entwicklungsteams als auch Citizen Developer nutzen können. Zu den grundlegenden Funktionen gehören:
Visuelle Modellierungstools: Zu den gängigen visuellen Werkzeugen, die die Entwicklung beschleunigen, gehören Drag-and-Drop-Funktionen, Bibliotheken mit anpassbaren Themes und wiederverwendbare Komponenten wie Module und Logik. Über eine intuitive Benutzungsoberfläche können Entwicklungsfachkräfte, IT-Benutzer:innen und Fachanwender:innen auf diese visuellen Bausteine zugreifen und so schnell Apps und Workflows entwickeln. Der dazugehörige Code wird automatisch von der Plattform generiert. Dadurch lassen sich Prototypen innerhalb kurzer Zeit erstellen und für Feedback freigeben. Anschließend können die Entwicklungsfachkräfte mit ihrer Expertise den Code verbessern oder anspruchsvollere Funktionen ergänzen. So müssen sie keine Zeit mit Aufgaben wie Konfiguration, Integration und Testen verbringen.
Integration und APIs: Entwicklungsfachkräfte können vorkonfigurierte Konnektoren, Assistenten sowie vorgefertigte und benutzerdefinierte APIs verwenden, um Anwendungen von Drittanbietern ohne Programmieraufwand zu integrieren. Dadurch können die Teams leistungsstarke und an die Unternehmensanforderungen angepasste Tools entwickeln und dabei etablierte IT-Standards einhalten.
Tools für die Zusammenarbeit: Mit Tools für Feedback-Schleifen, die Nachverfolgung von Revisionen und den Informationsaustausch können die Mitglieder der Fusion-Teams einfacher miteinander kommunizieren sowie wiederverwendbare Komponenten erstellen und miteinander teilen.
Künstliche Intelligenz: Durch die einfache Integration von KI-Funktionen können Nutzende Anwendungen und Workflows optimieren und dafür beispielsweise Chatbots und digitale Assistenten, personalisierte User Experiences, intelligente RPA, vorausschauende Analysen und Bilderkennung nutzen.
Sicherheit und Governance: Plattformen, die vorkonfiguriert Sicherheit für Unternehmen und zentrale Governance bieten, schützen nicht nur die Anwendungen und Daten, sondern ermöglichen es Unternehmen auch, die Schatten-IT im Blick zu behalten. Teams können wichtige Governance-Aktivitäten, wie z. B. das Anlegen von Benutzerrollen und die Verwaltung von Zugriffsrechten, die Einrichtung von Genehmigungsprozessen und die Nutzungsüberwachung, transparent und vorschriftsmäßig durchführen.
Management des Anwendungslebenszyklus: Mit zentralisierten Tools können Teams die Verwaltung von Projekten und Anforderungen, einschließlich Versionskontrolle, Tests, Bereitstellung und Wartung, erheblich vereinfachen und beschleunigen.
Der genaue Funktionsumfang mag von Plattform zu Plattform variieren, die besten Low-Code-Plattformen bieten jedoch die meisten – wenn nicht sogar alle – dieser Funktionen.
Anwendungsfälle für die Low-Code-Entwicklung
Die Low-Code-Entwicklung bietet eine Vielzahl von Anwendungsfällen, von der Förderung einer Kultur der Agilität und Innovation bis hin zur Rationalisierung von Abläufen. Hier sind drei der gängigsten Szenarien:
Low-Code-Anwendungsentwicklung
Visuelle Tools in Low-Code-Plattformen ermöglichen die schnelle Entwicklung einer breiten Palette von Anwendungen, darunter Cloud-, Mobile-, Web- und IoT-Anwendungen. Die Low-Code-Anwendungsentwicklung kann von jeder Abteilung eingesetzt werden: So kann beispielsweise die Personalabteilung ein cloudbasiertes Mitarbeiter-Feedback-System entwickeln, während das Marketingteam eine mobile App zum Sammeln von Kundeninformationen generiert.
Low-Code-Automatisierung
Mithilfe von Low-Code-Plattformen können Prozesse und Routineaufgaben, die früher manuelle Eingaben erforderten, einfach automatisiert werden – und das alles mit minimalem Programmieraufwand. Beispiele hierfür sind die Automatisierung der Rechnungsbearbeitung im Finanzwesen oder die Lead-Zuordnung im Vertrieb.
Low-Code-Entwicklung von Portalen
Dank der Drag-and-Drop-Funktionen von Low-Code-Plattformen können Sie ohne großen Aufwand ansprechende und intuitive Portale für Ihre Kunden und Beschäftigten entwickeln. So können Unternehmen die Markteinführungszeit verkürzen und die User Experience verbessern.
Low-Code und No-Code im Vergleich
Sowohl Low-Code- als auch No-Code-Entwicklungsansätze nutzen visuelle Unterstützung und Drag-and-Drop-Tools. Dennoch besteht ein klarer Unterschied: Low-Code-Plattformen bieten nach wie vor die Möglichkeit für eine manuelle Programmierung, über die komplexe Funktionen ergänzt oder Anpassungen vorgenommen werden können. Dadurch bieten Sie Entwicklungsfachkräften und nichttechnischen Benutzer:innen gleichermaßen eine Vielzahl an Anwendungsmöglichkeiten. Im Gegensatz dazu werden No-Code-Plattformen hauptsächlich von Fachanwender:innen ohne wirkliche Programmierkenntnisse genutzt. Sie eignen sich daher eher für einfachere Projekte. Wenn es um die Entwicklung von Geschäftsanwendungen geht, insbesondere solche mit erweiterten Funktionen oder einer umfassenden Integration in Kernsysteme, erweist sich Low-Code oft als die bessere Wahl. Der Low-Code-Ansatz bietet eine optimale Kombination aus Einfachheit und Fachwissen und setzt bei Innovationen keine Grenzen.
KI und die Zukunft der Low-Code-Entwicklung
Künstliche Intelligenz (KI), insbesondere generative KI, wird die Low-Code-Landschaft nachhaltig verändern. Stellen Sie sich eine Zukunft vor, in der Entwicklungsteams lediglich eine detaillierte Anwendungsanforderung formulieren müssen und KI-gestützte Plattformen die Codebasis oder sogar Multimedia-Komponenten erstellen. Solche Fortschritte lassen auf eine Zukunft hoffen, in der der Satz „Erstelle mir eine Anwendung, die X und Y kann“ nicht mehr nur Wunschdenken ist, sondern zur Realität wird – wobei natürlich weiterhin der Mensch das Ergebnis steuert und optimiert.
Vorteile von SAP-Lösungen für die Low-Code-Entwicklung
SAP Build bietet leistungsstarke Low-Code-Lösungen für die Entwicklung von Anwendungen und Portalen sowie für eine Prozessautomatisierung. Das Lösungspaket basiert auf der SAP Business Technology Platform und umfasst hochgradig visuelle Tools sowohl für Citizen Developer als auch für erfahrene Profis, einschließlich vorkonfigurierter Funktionen für Integration, Sicherheit, Governance und mehr.