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Entwicklung und Überwachung von Lernstrategien, dargestellt von einer Frau, die Daten an einem Monitor betrachtet

Welchen Nutzen haben Fortbildung und Mitarbeiterentwicklung? 

Autor: Thomas Jenewein

Welchen Nutzen haben Fortbildung und Mitarbeiterentwicklung und wie lässt er sich messen?

In manchen Kulturkreisen hat persönliche Weiterentwicklung höchste Priorität, da mit ihr eine Steigerung des persönlichen Wohlstands verbunden wird. Selbst in unserer eher gesättigten Gesellschaft, in der Lernangebote und Schulungen häufig kostenlos und leicht zugänglich sind, wird sie als wichtig erachtet. Die Investition in Fortbildung konkurriert allerdings mit anderen Investitionen. Zur Unterstützung unserer Community möchte ich einen Überblick darüber geben, warum diese Investition sinnvoll ist und wie man ihren Nutzen messen kann. 

Warum sind Fortbildung und Mitarbeiterentwicklung für den persönlichen und den geschäftlichen so Erfolg wichtig?

Der Nutzen des Lernens: vier Gründe dafür, warum eine nähere Betrachtung lohnt.

Entwicklung und Überwachung von Lernstrategien unterstützen

Zur Entwicklung einer Lernstrategie müssen Sie zunächst den angestrebten Nutzen definieren und diesen dann kontinuierlich messen. Dazu können Sie unterschiedliche Schulungsansätze vergleichen oder einfach die geschäftlichen Auswirkungen messen. Auf diese Weise stellen Sie zum einen die effiziente und effektive Nutzung von Ressourcen wie Zeit, Mitarbeitern und Geld sicher und zum anderen, dass Ihre Lernstrategie in die richtige Richtung geht.

Mit Daten die Konzentration von Lernenden steigern

Wenn es darum geht, relevante Lernerlebnisse sicherzustellen, gewinnt Personalisierung immer mehr an Bedeutung, da Lernende unterschiedliche Vorkenntnisse, Qualifikationsniveaus oder Präferenzen in Bezug auf Lernmethoden haben. Daher sind wir immer auf Daten über die Lernenden und deren Kontext, den Lernprozess sowie das Lernergebnis angewiesen.

Kontinuierliche Verbesserung von Lernaktivitäten

Es gibt einen weiteren Grund dafür, den Nutzen von Lernaktivitäten im Blick zu behalten: Lerninhalte, -ansätze und -prozesse lassen sich so kontinuierlich verbessern. Die Überwachung des Nutzens ist also wichtig, damit man immer wieder Anpassungen und Verbesserungen vornehmen kann.

Die Story mithilfe von Zahlen positionieren

Führungskräfte und andere Interessengruppen denken in Zahlen. Sie zu informieren und zu überzeugen, stellt einen weiteren Grund dafür dar, dass man den Nutzen von Lernaktivitäten näher betrachten sollte.


Dies spiegelt sich sehr gut in der Forschung von Brandon Hall zu den Antriebskräften für die Messung von Lernaktivitäten wider: 77 % der Befragten gaben an, dass ihr Antrieb die Verbesserung von Schulungsprogrammen ist, für 67 % lag der Grund in einer besseren Abstimmung von Lernangebot und Unternehmensleistung und für 53 % war eine bessere Abstimmung von Lernangebot und individueller Leistung ausschlaggebend.


Wir kennen nun also die Gründe dafür, warum die Beschäftigung mit diesem Thema relevant ist. Kommen wir nun zum Nutzen von Lernaktivitäten und Schulungen. Ich stelle zunächst sechs allgemeine Aussagen vor, die ich anschließend anhand verschiedener Studien und Beispiele verdeutlichen möchte.

Welche Vorteile haben Fortbildung und Mitarbeiterentwicklung im Allgemeinen?

  1. . Lernen führt zu höherer Produktivität und Leistung von Mitarbeitern, Teams und Unternehmen.
  2. . Qualitätsverbesserungen sind das Ergebnis von kompetenten, qualifizierten und fachkundigen Mitarbeitern, die weniger Fehler machen.
  3. . Kompetente Mitarbeiter, die wissen, was sie tun, tragen zu einem besseren Kundenerlebnis bei.
  4. . Höheres Engagement, größere Zufriedenheit und stärkere Bindung von Mitarbeitern entsteht durch fachkundige Mitarbeiter, die ihre Perspektiven vor Augen haben und die sich weiterentwickeln können.
  5. . Unser Leben ist von ständigen Veränderungen geprägt – mithilfe von Fortbildung und Weiterentwicklung lassen sich Innovationen bei Prozessen, Tools oder Geschäftsmodellen besser und schneller einführen.
  6. . Unternehmen, Teams und Mitarbeiter müssen den zahlreichen neuen Anforderungen an ihre Kenntnisse nachkommen, die durch Veränderungen in Märkten, von Technologien oder auch in der Gesellschaft entstehen.

Fakten zum Nutzen von Schulungen: Studien und Beispiele

Lassen Sie mich diese Punkte durch zusätzliche Fakten über die Auswirkungen von Lernaktivitäten in erfolgreichen Unternehmen untermauern.

Die Forschung belegt eindeutig den Nutzen von Lernen und Weiterentwicklung

Eine Meta-Analyse ist ein valider wissenschaftlicher Ansatz, bei dem unterschiedliche Studien analysiert werden. So erhält man eine größere Stichprobe, was die Evidenz verbessert. Die beiden folgenden Meta-Analysen belegen den klaren Nutzen von Lernen und Weiterbildung:

  • Informelle Lernaktivitäten führen zu einer Leistungssteigerung von 32 % (Cerasoli et al., 2018).
  • Formale Schulungen steigern die berufliche Leistung um 23 % (Arthur, W. et al, 2003).

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Forschungsarbeiten von öffentlichen Organisationen und Beratungsunternehmen zum Nutzen von Weiterbildung. Nachfolgend habe ich einige Arbeiten aufgeführt, die ich als hilfreich empfunden habe:

 

Leistungsstärkere Organisationen dank ausgereifter Fortbildungskonzepte

Organisationen mit ausgereifteren Konzepten erzielen im Vergleich zu Organisationen mit weniger effizienten Konzepten folgende Ergebnisse (PWC CEO Survey 2020):

  • 60 % hinsichtlich einer ausgeprägteren Unternehmenskultur und stärkerem Mitarbeiterengagement vs. 23 %
  • 43 % in Bezug auf höhere Produktivität der Belegschaft vs. 17 %
  • 37 % in Bezug auf ein größeres Geschäftswachstum vs. 15 %
  • 51 % bezüglich stärkerer Innovationskraft und schnellerem digitalen Wandel vs. 15 %
  • 35 % hinsichtlich geringerer Qualifikationslücken vs. 10 %

 

Fortbildung als Antrieb für den digitalen Wandel

Wir sehen uns heutzutage einem ständigen Wandel in Unternehmen, Teams oder Märkten gegenüber. Forschungen von McKinsey ergaben, dass Unternehmen, die in Phasen der Veränderung in die Entwicklung ihrer Führungskräfte investieren, mit einer 2,4-mal höheren Wahrscheinlichkeit ihre Leistungsziele erreichen (McKinsey 2020).

Fortbildung maximiert den geschäftlichen Nutzen von SAP-Implementierungen:

  • Höhere Unternehmensleistung: Bei einer 25%igen Zunahme der laufenden Schulungsmaßnahmen verbesserten sich die Werttreiber von Unternehmen um 123 %.

  • Kürzere Software-Implementierungszeiten: Die Schulung von Projektteammitgliedern beschleunigt die Einführungszeit um bis zu zwei Monate.

  • Beschleunigte SAP-Softwareerweiterung und -innovationen: Gut geschulte Implementierungsteams erkennen neue Anwendungsfälle und erzeugen einen höheren Geschäftswert, indem sie SAP-Lösungen schneller nutzen.

  • Höhere Zufriedenheit: In Unternehmen mit besserem Schulungsangebot ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Mitarbeiter zufrieden sind um 72 % höher als bei Unternehmen mit schlechter geschulten Mitarbeitern.

 

Benutzerschulungen hängen direkt mit einem signifikanten Leistungsanstieg über sämtliche SAP-Lösungen hinweg zusammen:

  • Je nach SAP-Lösung verzeichneten Unternehmen zwischen den schlechtesten und den besten Quartalen eine Verbesserung ihrer wichtigsten Leistungskennzahlen um das 8- bis 17-Fache.
  • Unternehmen können mit jeder weiteren erfolgten Schulungsstunde Verbesserungen erzielen.

 

Je umfassender das Implementierungsteam geschult ist, umso mehr wird SAP-Software genutzt. Die Zahlen variieren hier um bis zu 67 % bei genutzten Lizenzen, wenn mehr geschult wurde. Das zeigt, dass Schulungen die Wertrealisierung von Investitionen in Software unterstützen. Weitere Informationen und Studien finden Sie hier auf der Seite zu SAP-Schulungen.

 

Spitzenunternehmen haben umfangreicheres Lernangebot

Vergleiche von Spitzenunternehmen mit Unternehmen, die normale oder schlechte Ergebnisse erzielen, gibt es recht häufig. Eine Forschungsarbeit zeigt, dass leistungsstarke Unternehmen schlicht mehr Zeit für Lern- und Schulungsaktivitäten aufwenden und mehr Interessengruppen in Lernprogramme einbeziehen. Durch eine Investition von 1.250 € pro Mitarbeiter in die Weiterbildung erhöht sich die Gewinnmarge im Durchschnitt um 24 % (SAP-SuccessFactors-Whitepaper).

 

Veränderungen in Technologien, Märkten und Gesellschaft sorgen für höheren Bedarf an neuen Fähigkeiten

Weitere interessante Forschungen des Weltwirtschaftsforums zu den zehn wichtigsten Arbeitspräferenzen („Top 10 global work preferences“) ergaben, dass Mitarbeiter Fortbildung höher bewerten als die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes oder die Vergütung!

Future of jobs survey, Weltwirtschaftsforum

Die Studie zeigte außerdem, wie schnell sich Anforderungen an Fähigkeiten verändern. Demnach ist der Bedarf an kognitiven Fähigkeiten um 52 % gewachsen und der Bedarf an Kenntnissen in Bezug auf Systemveränderungen um 42 %. Im Durchschnitt planen Arbeitgeber bis zum Jahr 2025, Umschulungen und Fortbildungen für mehr als 70 % ihrer Mitarbeiter anzubieten.

Neue Herausforderungen für Corporate Learning in Zeiten der Corona-Pandemie

Die Anforderungen und Angebote für Weiterbildung im Unternehmen werden sich mit – und wahrscheinlich auch nach – der COVID-19-Pandemie verändern, so eine Einschätzung des Executive Corporate Learning Forum (ECLF, 2020).

Tools für virtuelle Zusammenarbeit wurden rasch eingerichtet und entsprechende Fähigkeiten aufgebaut. Fähigkeiten wie die Entwicklung von sozialen Kompetenzen zum Aufbau von Beziehungen und zur Bildung von sozialem Zusammenhalt in virtuellen Umgebungen, von virtueller Sichtbarkeit oder der Selbstorganisation und der Trennung von Arbeits- und Berufsleben stellen jedoch immer noch eine enorme Herausforderung dar. Dementsprechend verändert sich auch die Sicht auf den Nutzen.

Die klare Veränderung aus heutiger Sicht ist, dass die Sicherheit von Menschen und das Reduzieren von Risiken vorerst die Kosten als zentralen Einflussfaktor für digitales Lernen abgelöst haben, 

wie McKinsey festgestellt hat.

Interne Beispiele von SAP ergeben Verbesserungen bei verschiedenen Kennzahlen

  • Das Programm „Global Sales Challenger“ etwa verbessert Geschäftskennzahlen: Teilnehmer generierten um 26 % höhere Umsätze, benötigten 25 % weniger Zeit für Verkaufsabschlüsse – und insgesamt waren dem Programm rund 150 Mio. € Umsatz zuzuschreiben.
  • Das Social-Selling-Training für Channel-Manager steigerte die Reichweite in sozialen Medien, bei LinkedIn beispielsweise um 58 %.
  • Ein Beispiel aus der Personalanalyse: SAP konzentriert sich intern auf neu ernannte Führungskräfte und überwacht Messwerte wie „Beziehung“, „Vertrauen in Führungskräfte“ oder „Beziehung – Mitarbeiterbindung“, um Verbesserungsbereiche und Schulungslücken zu ermitteln.

In einem kürzlich veranstalteten Webinar zum Nutzen von Fortbildung und Mitarbeiterentwicklung baten wir Teilnehmer um ihre konkrete Meinung. Lesen Sie hier einige Zitate zu der Frage „Welchen Nutzen hat Lernen für Sie und für Ihr Unternehmen?“:

  • Verbesserung der Kenntnisse über neue Technologien
  • Anpassung an den aktuellen Kontext und die aktuelle Entwicklung
  • Neue Form der Zusammenarbeit von Teams per Telearbeit (neue Arbeitsmethoden)
  • Verbesserung der Effizienz von Teams
  • Wissensaustausch
  • Möglichkeiten zur Vernetzung unter Kollegen (Lernen mit Kollegen – Peer Learning)
  • Software-Benutzerakzeptanz

Diese Beispiele zeigen, dass Messungen für die Kommunikation, für Verbesserungen und für Entscheidungen von zentraler Bedeutung sind – sie erfolgt jedoch unterschiedlich, je nach den Zielen eines Programms oder dem Kontext. Wie können wir also den Nutzen von Lernen und Weiterbildung messen? Möglichkeiten zur Messung des Nutzens betrachten wir im nächsten Abschnitt.

Die Messung des Nutzens von Fortbildung und Mitarbeiterentwicklung

Die Auswertung der Auswirkungen von Lernaktivitäten hat im Bereich „Lernen und Personalentwicklung“ (Learning and Development, L&D) eine hohe Priorität. Dem Bericht über Lernen am Arbeitsplatz von LinkedIn zufolge („Workplace Learning Report“) hat sie für L&D-Führungskräfte höchste Priorität – noch vor der Steigerung der Motivation von Lernenden oder der Befähigung zu selbstbestimmtem Lernen.

In diesem Bericht wird außerdem dargelegt, dass die meisten L&D-Experten zur Messung Folgendes heranziehen: qualitatives Feedback von Mitarbeitern, die Anzahl von abgeschlossenen Onlinekursen, die Anzahl der Mitarbeiter, die Online-Weiterbildung nutzen, Zufriedenheit oder qualitatives Feedback über Verhaltensänderungen.

Natürlich erhält man immer nur Ergebnisse zu den Fragen, die man stellt; es ist jedoch ein guter Anhaltspunkt dafür, welche Vorgehensweisen derzeit genutzt werden.

Die Messung des Nutzens von Schulungsmaßnahmen hat eine lange Tradition. Ihre Wurzeln liegen in den Sozialwissenschaften, der Pädagogik sowie der Unterrichtsgestaltung (Instruktionsdesign). Angetrieben wird die Nutzenmessung unter anderem von Beratungsunternehmen. Zu den Zielen der Weiterbildung zählen die Entwicklung von Fähigkeiten, Wissen, Einstellungen, Verhaltensweisen und ähnlichen inneren, menschlichen Aspekten. Diese sind nicht eindeutig messbar, weshalb unterschiedliche Herangehensweisen in Betracht zu ziehen sind.

Nützliche Konzepte zur Messung des Nutzens von Lernaktivitäten

Das Vier-Ebenen-Modell von Kirkpatrick – weitere Informationen finden Sie hier

Dies ist ein älteres Modell und muss vor dem Hintergrund unserer Zeit betrachtet werden. Es wird jedoch häufig als allgemeines Rahmenwerk verwendet. Die folgenden vier Ebenen definieren den Gegenstand und die Art und Weise der Messung:

  • Reaktion: das Maß, in dem die Teilnehmer eine Schulung für förderlich, ansprechend und relevant für ihre Arbeit halten. Dies wird meist anhand von Zufriedenheitsumfragen nach einer Fortbildung, etwa einer Präsenzschulung oder eines E-Learning-Kurses, gemessen.
  • Lernen: das Maß, in dem Teilnehmer die geplanten Kenntnisse, Fähigkeiten, Einstellungen sowie Selbstvertrauen und Motivation durch die Schulungsteilnahme erwerben bzw. entwickeln. Dies wird häufig mithilfe von Wissenstests und praktischen Leistungssimulationen gemessen.
  • Verhalten: das Maß, in dem Teilnehmer das Gelernte an ihrem Arbeitsplatz anwenden. Dies wird häufig anhand einer Verhaltensbeurteilung und der Beobachtung durch andere, etwa durch den Manager oder Teammitglieder, gemessen. Außerdem werden beispielsweise Befragungen zur Selbsteinschätzung genutzt, die nach einem vorab festgelegten Zeitraum nach einer Schulung zur Verfügung gestellt werden.
  • Ergebnisse: das Maß, in dem angestrebte Ergebnisse infolge einer Schulung sowie der Leistungen zur Unterstützung und Überprüfbarkeit erreicht werden. Das können alle Kennzahlen sein, die durch eine Lernaktivität beeinflusst werden sollen, von der Fehlerhäufigkeit über Umsätze bis hin zu Zeit- oder Kosteneinsparungen.

 

Das ROI-Modell von Phillips – weitere Informationen finden Sie hier

Dieses Modell ist eine Weiterentwicklung des Modells von Kirkpatrick. Es umfasst zwei weitere Ebenen: Die anfängliche Ebene von Daten, die ich auch als Input bezeichnen würde, beispielsweise die Anzahl von Stunden, Schulungsteilnehmer, Ausgaben usw. Die zweite Ebene bildet der ROI (Return on Investment), anhand dessen monetäre Ergebnisse gemessen werden.

Neben diesen Ebenen enthält das Modell auch einen Prozessvorschlag mit einem empirischen, evidenzbasierten Ansatz für die Messung. Nach dem Planen der Evaluierung und dem Definieren der Kennzahlen (KPIs) sammeln Sie Daten zu den verschiedenen Ebenen. In der Datenanalyse versuchen Sie, die Daten in finanziellen Nutzen zu verwandeln und Sie berechnen einen ROI. Der beste Ansatz ist es, geschulte Personen mit nicht geschulten Personen zu vergleichen; eine andere sehr gute Möglichkeit ist die Zuteilung nach einem Zufallsverfahren. Eine gute Versuchsanordnung ist zwar schwer zu erreichen und mit einigem Aufwand verbunden, sie unterstützt jedoch die Evaluierung von Ursache und Wirkung und nicht nur wechselseitige Beziehungen.

 

Das High-Performance-Measurement-Impact-Modell von BrandonHall.com

Das US-Unternehmen für L&D, Beratung und Analyse hat ein weiteres Reifegradmodell entwickelt, in dem folgende Ebenen unterschieden werden:

  • Taktisch: reaktive manuelle Messung auf Teamebene
  • Funktional: umfasst auch ein Berichtswesen und eine fortschrittliche Datenerfassung mit entsprechenden Tools auf Geschäftsbereichsebene
  • Operativ: beinhaltet zusätzliche Trendmodelle und integrierte Tools auf Geschäftsbereichsebene
  • Strategisch: umfasst einen stärker proaktiven Ansatz auf Unternehmensebene, der Prognosemodelle zur Unterstützung von Managemententscheidungen enthält und der in Unternehmens-Scorecards integriert ist; außerdem misst er Leistungsergebnisse und ist nicht nur auf Input wie Schulungsveranstaltungen oder Lernstunden begrenzt.

Josh Bersin, ein bekannter Analyst, ergänzt diese Modelle durch ein ähnliches Modell. Dies ist ein guter Ansatz, um Teams im L&D-Bereich bei der Beurteilung dessen, wo sie aktuell stehen und auf welche Ebene sie sich entwickeln wollen, zu unterstützen.

 

Learning Analytics in der Wissenschaft

Die Hauptaufgabe von Hochschulen weltweit besteht in der Lehre und Entwicklung von Fähigkeiten, Wissen und Kompetenzen. Learning Analytics hat sich als Konzept und Praxis in der Pädagogik und in der Instruktionsdesigntheorie entwickelt. Es lässt sich als soziotechnologischer Ansatz beschreiben, der statistische Daten aus den Aktivitäten von Lernenden und deren Kontext in Lernumgebungen analysiert und visualisiert. Das Ziel von Learning Analytics besteht darin, Lehr-Lern-Prozesse und Lernumgebungen zu modellieren, zu unterstützen und zu optimieren.

Prof. Dr. D. Ifenthaler verfasste mehrere Bücher über Learning Analytics. Er unterscheidet zwischen summativen, formativen und prädiktiven Ansätzen. Zur Analyse von Governance, Organisationen, Lerndesign, Lehrenden und Lernenden unterbreitet er verschiedene KPIs auf diesen Ebenen. L&D-Fachleute können diese Modelle sowie die KPIs in der vorstehenden Tabelle selbstverständlich auch im Bereich Corporate Learning nutzen.

Zusammenfassung und Empfehlungen

Fortbildung und Mitarbeiterentwicklung bieten also zahlreiche Vorteile. Einige sind eher qualitativer Natur, andere sind quantifizierbar. Wir haben gesehen, dass es unterschiedliche Ansätze zur Messung des Nutzens gibt. Nun möchte ich folgende Empfehlungen zur Messung geben und beschreiben, wie sich der beste Nutzen aus L&D ziehen lässt:

Konzentrieren Sie sich auf Entscheidungsunterstützung anstatt auf Rechtfertigungen
Learning Analytics und die Messung von Lernaktivitäten werden häufig dazu verwendet, Investitionen zu rechtfertigen, was Sie in eine defensive Lage versetzen kann. Wenn Sie Messung und Evaluierung von Beginn an in jedes Fortbildungsprojekt oder -programm einbeziehen, kann Sie das bei Entscheidungen darüber unterstützen, wo, worin und wie Sie kontinuierlich investieren und Verbesserungen erreichen können.

 

Gehen Sie vom Berichts-Input zur Analyse von Prozessen und Ergebnissen über
Berichte werden oft manuell nach Input-Aspekten wie Anzahl der Schulungsteilnehmer, Schulungsstunden oder Ausgaben erstellt, die nichts über Qualität und Ergebnisse aussagen. Anstelle einer reinen Input-Basis zur Überwachung von Investitionen ist es sinnvoller, wenn man sich zusätzlich auf die Auswertung der Lernprozesse und deren Ergebnisse konzentriert. Durch die Überwachung von Zeitplänen und Korrelationen von bestimmten KPIs können Sie sogar versuchen, Prognosen über die Zukunft anzustellen. Im finanziellen Berichtswesen sind solche Prognosen bereits gängige Praxis – und sie sollten auch im Bereich des Lernens genutzt werden.

 

Automatisieren Sie einfache Berichterstellungen
Sie können das Erstellen einfacher Berichte anhand von Self-Services oder terminierten Reports per E-Mail automatisieren. So gewinnen Sie Zeit, die Sie in Aufgaben mit größerem Nutzen investieren können, und Ihre Stakeholder erhalten die Daten und Informationen zum gewünschten Zeitpunkt.

 

Betrachten Sie den ROE (Return on Expectations) und den Sinn – nicht nur den ROI
In der Theorie wird der ROI (Return on Investment) häufig als beste Möglichkeit zur Messung des Nutzens von Lernaktivitäten angesehen. Ihre Stakeholder wie Lernende, Manager, Arbeitnehmervertreter oder Kunden interessieren sich aber unter Umständen für andere Informationen. Je nachdem, ob Ihre Personalleitung Informationen zu Kosten, zur Zufriedenheit von Lernenden oder zu Lernerfahrungen bevorzugt, messen Sie den Nutzen von Fortbildungsmaßnahmen möglicherweise ganz anders. Ähnlich wichtig ist eine gute Story zu den Daten, vor allem mit gesicherten und zuverlässigen Interpretationen, und zur Bedeutung, die die Daten für Ihre Stakeholder haben.

 

Messen Sie die Auswirkungen anhand von KPIs in einer agilen Welt
Agile Ansätze tragen dazu bei, die zunehmende Komplexität und mentale Überlastung zu meistern. Sie helfen uns auch hier. Sie sollten den Nutzen des Lernens gemeinsam in interdisziplinären Teams formulieren, visualisieren und auch Ihre Strategie zur Messung gemeinsam entwickeln. Es ist besser, wenn Sie mit einem Prototypen beginnen und diesen nach und nach verbessern. Sie können regelmäßige Pulse Checks nutzen, wie aus agilen Modellen wie dem Lean-Startup bekannt (Build, Measure, Learn – Repeat), und in Iterationen mehrere Prototypen oder Minimum Viable (Learning) Products, also minimal funktionsfähige Versionen von Lernprodukten, entwickeln. Entsprechend muss die Messung von Datenpunkten immer ein Bestandteil von Lernprojekten und -programmen sein.

 

Ich hoffe, diese Zusammenfassung war hilfreich für Sie. Zu diesem Thema sowie zum Nutzen von SAP-Schulungen und SAP-Zertifizierungen haben wir kürzlich einige Webinare veranstaltet – diese finden Sie hier.

Auf Slideshare stehen Ihnen Folien mit weiteren Diagrammen zu den vorstehenden Informationen zur Verfügung.

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Der Autor

Thomas Jenewein

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