
Was ist eine resiliente Lieferkette?
Resilienz der Lieferkette im Detail
Eine resiliente Lieferkette definiert sich durch ihre Fähigkeit zur Widerstandsfähigkeit und Wiederherstellung. Das bedeutet, sie kann Störungen in der Lieferkette abfedern bzw. ihre Auswirkungen erheblich begrenzen. Betriebsrisiken und ‑unterbrechungen können mehrere Bereiche der Lieferkette und letztlich die Resilienz des Unternehmens bedrohen. Weltweite Katastrophen können, wie wir bei COVID-19 gesehen haben, weitreichende Auswirkungen auf die Logistik in der Lieferkette, die Lieferanten und die Belegschaft haben. Andere Unterbrechungen der Lieferkette können in Form von unerwartetem Wettbewerb, plötzlichen Markttrends oder sogar raschen Veränderungen im Kaufverhalten der Kunden auftreten.
Die widerstandsfähigsten und agilsten Supply Chains sind nicht nur auf Resilienz und Regeneration ausgelegt. Sie nutzen Prozesse und moderne Lieferkettentechnologien, mit denen sie alle Risiken und Chancen, die die Zukunft bringt, antizipieren und schnell darauf reagieren können.
Erfahren Sie, wie ein digital vernetztes Supply-Chain-Netzwerk Sie dabei unterstützen kann, Resilienz und Agilität auf einem zunehmend härter umkämpften Markt zu erreichen.
Eine agile Supply Chain in einer Welt im Wandel
Seit es Lieferketten gibt, ist das Risikomanagement eine Herausforderung. Aufgrund der Abhängigkeit der einzelnen Bestandteile voneinander kann auch ein kleines Problem in einer isolierten Region eine vollständige globale Lieferkette gefährden. Wenn weltweit wichtige Entwicklungen und Ereignisse stattfinden, ist das Potenzial für großflächige Unterbrechungen von Lieferketten hoch. Die Pandemie hat dies in beispielloser Weise mit den Auswirkungen von Arbeitskräftemangel und Bestandsdefiziten veranschaulicht, die sich in nächster Zukunft fortsetzen werden.
Weitere aktuelle Faktoren, die sich extrem störend auf die traditionellen Lieferkettenpraktiken auswirken, sind die rasche Veränderung des Konsumentenverhaltens – und ein kaum vorhersehbares Handels- und politisches Klima. In den letzten 10 Jahren haben sich die Ausgaben im E-Commerce verdreifacht und in den ersten sieben Monaten des Jahres 2020 ist der Online-Einkauf im Vergleich zum Vorjahr um 149 % gestiegen. Mit dem Wachstum des E-Commerce ist auch die Nachfrage nach schnellen Lieferungen und einem personalisierten Einkaufserlebnis gestiegen. Der so genannte Amazon-Effekt bezieht sich auf die zunehmende Erwartung einer Lieferung am nächsten Tag und wie sich dies auf Unternehmen und Logistiknetzwerke ausgewirkt hat. Um diesen wachsenden Anforderungen gerecht zu werden, mussten Supply-Chain-Führungskräfte ihre Logistik- und Lagernetzwerke schnell und erheblich verändern und Wege finden, um mit einer zunehmenden Zahl von Fulfillment-Partnern zusammenzuarbeiten.
Schon vor den Auswirkungen von COVID-19 hatten US-Unternehmen das Ziel, ihre Abhängigkeit von ausländischen Herstellern und Lieferanten zu verringern. Im Jahr 2019 waren ausländische Zölle und die Handelspolitik in Übersee immer unberechenbarer geworden und die Unternehmen suchten nach technologischen Lösungen, um ihre Lieferketten unabhängiger und widerstandsfähiger zu machen. Die Integration von digitaler Transformation und Industrie-4.0-Technologien in die Lieferkettenabläufe wird für Führungskräfte weltweit immer wichtiger.
Inflation und Supply-Chain-Resilienz
In einer aktuellen Umfrage unter mehr als 100 Fracht-, Lieferketten- und Logistikunternehmen gaben 92 % der Befragten an, dass die Inflation ein großes Problem sei und sich auf ihre Unternehmen auswirke. Viele der globalen Probleme, die zu Lieferkettenunterbrechungen geführt haben – darunter Arbeitskräftemangel, Bestandsknappheit und politische Unsicherheit –, sind auch Treiber der Inflation. Wenig überraschend kommen die am besten geführten Unternehmen zu dem Schluss, dass eine kontinuierliche und integrierte Supply-Chain-Planung das beste Mittel gegen die Unsicherheit ist. Mit Technologien zur Inflationsbekämpfung können Unternehmen Entwicklungen voraussehen, ihre Pläne in Echtzeit anpassen und die Resilienz aufbauen, die sie benötigen, um sich an steigende Preise und sich ständig ändernde Verbraucherwünsche anzupassen.
Wie funktioniert die Resilienz von Lieferketten?
Gutes Lieferkettenmanagement bedeutet, dass Sie schnell auf Betriebsstörungen reagieren können und über einen flexiblen Notfallplan verfügen. Aber damit eine Lieferkette wirklich widerstandsfähig ist, müssen Unternehmen in der Lage sein, Störungen vorherzusehen und zu antizipieren und in vielen Fällen ganz zu vermeiden. Im Jahr 2019 kommentierte PWC die Bedeutung der Resilienz der Lieferkette mit den Worten: „Es geht nicht nur darum, sich defensiv zu verhalten. Es geht auch um offensives Verhalten, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen, indem Unternehmen eine Resilienzstrategie für die Lieferkette entwickeln, die sich auf das Vermeiden von Störungen konzentriert.‟
- Resiliente Lieferketten funktionieren durch Optimierung der Produktion mithilfe der Lieferkettenplanung. Die strategische Planung der Lieferkette ist ein wesentlicher Schritt zum Erreichen von Resilienz, da sie alle Komponenten der Lieferkette synchronisiert und für mehr Transparenz und Flexibilität sorgt. Durch die Lieferkettenplanung werden die Anforderungen von Angebot und Nachfrage besser verstanden und die Produktion wird harmonisiert. Dieser vernetzte, vorausschauende Ansatz hilft Unternehmen, Probleme besser vorauszusehen, die Auswirkungen von Unterbrechungen der Lieferkette zu begrenzen und den Gesamtbetrieb zu verbessern.
- Widerstandsfähige Lieferketten funktionieren durch das Verstehen und Nutzen von Daten. Wenn ein Unternehmen über die digitalen Systeme verfügt, um Big Data zu analysieren und sinnvoll zu nutzen, führt dies zu einer erheblichen Verbesserung der Widerstandsfähigkeit der Lieferkette. Mit künstlicher Intelligenz ausgestattete Systeme können disparate Datensätze aus dem gesamten Unternehmen und der ganzen Welt zusammenführen. Nachrichten, Aktivitäten von Wettbewerbern, Verkaufsberichte und sogar Kundenfeedback können gemeinsam analysiert werden, um Trends und Chancen zu erkennen. Vernetzte Geräte innerhalb des Systems werden ständig überwacht, was zu Echtzeiterkenntnissen darüber führt, wo und wie Arbeitsabläufe automatisiert und optimiert werden können. Digitale Supply-Chain-Technologien wie künstliche Intelligenz (KI), maschinelles Lernen und moderne Datenbanken beschaffen und verwalten Big Data nicht nur, sondern analysieren sie und lernen daraus in einer nahezu unendlichen Kombination von Möglichkeiten. Dies ermöglicht eine intelligente Automatisierung im gesamten Netzwerk und verschafft Supply-Chain-Managern die Echtzeit-Einsichten, die sie benötigen, um schnell auf Störungen und unerwartete Ereignisse zu reagieren.
- Widerstandsfähige Lieferketten funktionieren durch das Diversifizieren der Lieferanten und Produktionspartner. Traditionell versuchen Supply-Chain-Manager, die Anzahl der Partner und Lieferanten in ihrem Netzwerk zu minimieren, um die operative und logistische Komplexität zu verringern. Diese Strategie basiert auf sozialer, ökologischer und politischer Stabilität. Unerwartete Störungen in einer Region können den Betrieb des gesamten Netzwerks behindern oder sogar zum Erliegen bringen. Bei der Bewertung von Strategien für die Widerstandsfähigkeit von Lieferketten im Juni 2020 wies Gartner darauf hin, dass „Störungen des Lieferkettenbetriebs in den letzten Jahren zugenommen haben. Das bedeutet, dass die Kosten für die Aufrechterhaltung mehrerer Lieferstandorte eher als Geschäftskosten denn als Ineffizienz angesehen werden müssen.‟ Resiliente Supply-Chain-Technologien wie Blockchain, Sensoren und fortschrittliche Analysen ermöglichen es Supply-Chain-Managern, komplexe Partnerschaften und Lieferantenverträge zu überwachen, selbst in den entferntesten Regionen ihres Netzwerks.
- Widerstandsfähige Lieferketten funktionieren durch die Implementierung von Kapazitäts- und Bestandspuffern. Die Rentabilität von Lieferketten hängt seit langem davon ab, dass Überschüsse minimiert und die Bestände so schlank wie möglich gehalten werden. Kapazitäts- und Bestandspuffer kosten Geld und Supply-Chain-Manager haben oft vorausgesetzt, dass keine Unterbrechungen eintreten, um so die Kosten niedrig zu halten. Als die Pandemie ausbrach, lernten viele Unternehmen die wahren Kosten dieser gewagten Einschätzung kennen. In einem kürzlich erschienenen Artikel der Financial Times wird dieser Trend aufgegriffen und erklärt, dass Unternehmen bei der Umstrukturierung ihrer Lieferketten und Produktionsabläufe von „just in time‟ (bedarfsorientiert) zu „just in case‟ (für alle Fälle) übergehen und ihre Investitionsprioritäten zu resilienzfördernden Lösungen verlagern sollten. Durch den Einsatz digitaler Lieferkettentechnologien können Lieferkettenabläufe eine bedarfsorientierte Fertigung, virtuelle Lagerbestände und vorausschauende Nachfrageprognosen umfassen, um auch in Zeiten unerwarteter Störungen widerstandsfähig zu bleiben.
Planung einer resilienten Supply Chain
Erfahren Sie, wie Sie mit einer Supply-Chain-Planung Unterbrechungen vermeiden können, ohne das Wachstum zu begrenzen.
Die drei wichtigsten Vorteile einer resilienten Lieferkette
In einem zunehmend wettbewerbsorientierten Markt ist es für jeden Supply-Chain-Manager eine große Herausforderung, ein profitables Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zu finden.Viele Unternehmen, die bei der Diversifizierung, den Lieferkettentechnologien und anderen Maßnahmen zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit gespart haben, mussten in letzter Zeit die wahren Kosten dieser Entscheidungen erkennen. Wenn Unternehmen jedoch in Diversifizierung, Lieferkettentechnologien und andere Resilienzmaßnahmen investieren, ergeben sich viele potenzielle Geschäftsvorteile, darunter:
- Effizientere Abläufe: Größere Resilienz führt oft zu einer Minimierung des Risikos und einer größeren Fähigkeit, in Innovation und Wachstum zu investieren. In einer weltweiten Geschäftsanalyse für das Jahr 2020 berichtete Bain and Company, dass Unternehmen, die vorrangig in die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette investiert haben, bis zu 60 % kürzere Produktentwicklungszyklen hatten und ihre Produktionskapazität um bis zu 25 % erweitern konnten.
- Verbesserte Produktivität: Resiliente Lieferkettentechnologien tragen zu einer allgemeinen Produktivitätssteigerung im gesamten System bei. In einer von McKinsey durchgeführten Umfrage für das Jahr 2020 berichteten für Lieferketten verantwortliche Führungskräfte aus der ganzen Welt von einer verbesserten Produktivität infolge resilienter Lieferkettensysteme. 93 % der Befragten planen, Strategien für eine resiliente Lieferkette zu einer der wichtigsten Prioritäten für Investitionen im kommenden Jahr zu machen.
- Risikominderung: Der Betrieb der Lieferkette stellt in vielen Unternehmen das größte Risiko dar und führt zu den größten Verlusten. Aufgrund ihrer Beschaffenheit sind Lieferketten weltweit vernetzt und in ihrer Funktionsweise komplex. Das macht sie besonders anfällig für Risiken. Resiliente Lieferkettentechnologien verringern das Risiko, indem sie einen Einblick in alle Vorgänge im gesamten Netzwerk ermöglichen und Unternehmen in die Lage versetzen, ihre Prozesse und Logistik in Echtzeit zu optimieren und anzupassen.
Supply-Chain-4.0-Technologien
Die digitale Transformation und moderne Lieferkettentechnologien bieten Unternehmen die nötige Widerstandsfähigkeit und den Wettbewerbsvorteil, um schnell auf Störungen und Chancen zu reagieren.
- Künstliche Intelligenz (KI): Durch die Beschaffung und Analyse von Daten aus vielen verschiedenen Quellen können KI-gestützte Lösungen für die Lieferkette tiefgehende Einblicke in Verfahren und Abläufe bieten. Vorausschauende Analysen und Big-Data-Analysen können helfen, Risiken und die Nachfrage zu prognostizieren und Maßnahmen und Reaktionen im gesamten Unternehmen zu empfehlen.
- Maschinelles Lernen: Als eine Anwendung der KI ermöglicht das maschinelle Lernen, Muster in Lieferkettendaten zu erkennen und diese Einflussfaktoren zu identifizieren – und so ständig dazuzulernen.Auf diese Weise können Supply-Chain-Manager schnell mit den bestmöglichen Workflows und Betriebsstrategien reagieren.
- Industrielles Internet der Dinge (IIoT): Ein IIoT-Netzwerk in einer Lieferkette besteht aus miteinander verbundenen Geräten und Objekten, die mit Sensoren und eindeutigen Kennungen ausgestattet sind und somit digitale Daten senden und empfangen können. Sie sammeln Daten und kommunizieren mit dem zentralen System. KI kann diese Daten analysieren und interpretieren, um schnelle Entscheidungen und eine intelligente Automatisierung von Workflows und Prozessen in der gesamten Lieferkette zu ermöglichen.
- Additiver (3D-)Druck: Intelligente Fabriken können 3D-Drucker schnell umprogrammieren, um vorübergehend bestimmte Produkte nach Bedarf zu produzieren, ohne die normalen Geschäftsprozesse langfristig zu unterbrechen. Die Zugänglichkeit potenzieller, virtueller Lagerbestände ermöglicht es, Lieferketten vor Unterbrechungen zu schützen.
- Roboter und autonome Dinge: Roboter und Drohnen, die intelligent automatisiert sind und für Geschwindigkeit, Effizienz und Genauigkeit sorgen, können ihre Prozesse bei Bedarf anpassen, um schnell wechselnden Anforderungen gerecht zu werden. Außerdem verringern sie das Verletzungsrisiko, indem sie menschliche Arbeitskräfte von sich stark wiederholenden oder gefährlichen Aufgaben entlasten.
- Moderne Datenbanken: Die widerstandsfähigsten Lösungen für die Lieferkette basieren auf Big Data, fortschrittlichen Analysen und Erkenntnissen in Echtzeit. Ausgestattet mit einem modernen ERP-System und einer In-Memory-Datenbank können Lieferkettentechnologien so optimiert werden, dass sie besonders schnell und stabil funktionieren.
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